Bitte was?! Das werden sicherlich jetzt einige denken und ja, in diesem Blogartikel geht es um Pferde, aber dann irgendwie auch um unseren Hund bzw. unsere Vierbeiner an sich. Denn lässt man sich auf die Kommunikation mit Tieren ein, ist es erst mal egal, mit welchem Gegenüber ich da gerade Kontakt aufnehme. Hauptsache ist doch, dass wir erst mal ganz unvoreingenommen und neugierig auf das Wesen zugehen.
Genauso war es dann auch am letzten Wochenende. Pferde sind meine große Liebe, wie Hunde auch. Seit meiner Kindheit reite ich, irgendwann kam das eigene Pferd. Leider habe ich mein Goldpony letztes Jahr verloren. Auch jetzt noch tut der Gedanke an sie weh und ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt nochmal auf ein Pferd steigen würde. Manche Verbindungen mit einem Vierbeiner sind ganz einzigartig und man denkt, dass es sie kein zweites Mal geben wird. Vielleicht anders, aber es ist nie das gleiche!
Das höre ich auch ganz oft von Hundebesitzern. „Mein erster Hund war der beste, der tollste, der schönste usw.“ Daraus entstehen unheimlich oft Drucksituationen, wenn dann ein Nachfolger ins Haus kommt. Hatte der Vorgänger alle guten Eigenschaften (so fühlte es sich für die meisten zumindest an), wird es danach oft schwierig, dieses Maß an Vertrauen und Erziehung erneut zu erreichen. Warum eigentlich? Man hat Erwartungen an ein Tier, man macht Vergleiche. Es liegt an uns, diesen Hund zu formen und es ihm möglichst einfach zu machen, in unserem Leben anzukommen, Vertrauen zu fassen und wieder ein guter Freund zu werden. Er tickt nun mal anders als der andere und das wird oft von uns vergessen. Leider gerät er dadurch ganz schnell ins Hintertreffen und muss auch noch mit der Vergangenheit konkurrieren.
Am letzten Wochenende nun, saß ich zum ersten Mal wieder nach der ganzen Zeit auf einem Pferd. Ich bin vorher nur klassisch geritten, d.h. mit einem normalen Sattel, so, wie wir es eigentlich alle aus Deutschland kennen. Ausprobiert habe ich aber das Westernreiten. Das wollte ich schon immer machen und nun war das Gefühl da.
„Ja, ich will wieder aufsteigen, aber anders.” Kein Vergleich, keine alten Muster, sich für neues öffnen und einfach machen. Es war ein voller Erfolg und ich habe selber viel mitgenommen und auch gelernt. Besonders darüber, wie wichtig es ist, sich seinem Gegenüber mitzuteilen. Frei und unvoreingenommen. Alt Gelerntes half mir da nicht weiter. Ich musste mich ganz neu auf ein Individuum einstellen, uns beiden Zeit geben uns kennen zu lernen und von einander zu lernen.
Das Ganze war ein Einsteigerkurs, zwei Tage volles Programm. Viel Theorie und dann aber auch direkt aufs Pferd. Und hier fing es an. Mit meinen ganzen Erfahrungen kam ich jetzt nicht mehr weit. Die klassische Reitweise ist ganz anders als die der Westernreiter. Umdenken und flexibel sein, altes vergessen und möglichst das umsetzen, was ich gerade gehört hatte. Die Rückmeldung vom Pferd kam sofort. „Ich verstehe dich nicht. Ich gehe jetzt meinen eigenen Weg. Du kannst mich nicht führen.“ Ich war hilflos im ersten Moment, aber auch begeistert von der direkten Rückmeldung meines neuen Partners. Noch nie konnte ich so eindeutig Signale erkennen und mir wurde gezeigt, wie es ist, verschiedene Sprachen zu sprechen. Es ist letztendlich egal, wen man da vor sich hat, man muss sich anstrengen, um in guten Kontakt zu kommen. Das hat auch ganz viel mit Wertschätzung zu tun. Das kam auch beim Pferd an und zu mir zurück. Was für ein wundervoller Moment.
“Ganz langsam, gib dir und deinem Pony Zeit.” Und so war es auch. Was anfänglich als chaotisch in meinem Kopf und meinem Bauch empfunden wurde, bekam mit der Zeit die richtigen Impulse vom Pferd zurück und ich versuchte seine Sprache zu sprechen. Das Pferd hatte ja bereits vorher schon etwas gelernt und ich musste mich darauf einlassen. Volker Laves von der Circle L Ranch, hat es einer Gruppe von verschiedenen Menschen gezeigt, wie es geht und wie man sich mit dem Vierbeiner möglichst sensibel und einfühlsam auseinander setzt. Alle sind am Ende der zwei Tage mit einem guten Gefühl nach Hause gefahren, das war nicht zu übersehen.
Ich habe viel gelernt an diesem Wochenende, nicht nur fachlich, sondern auch über mich. Vor allem, welche Faktoren für mich persönlich stimmen müssen, damit ich zufrieden bin und überhaupt etwas mitnehmen kann. Samstag hatte es die ganze Zeit geregnet, es war kalt, ich habe gefroren, meine Laune war nicht die beste. Auch wenn das Programm gestimmt hat, habe ich wirklich überlegt, ob ich den nächsten Tag noch weiter machen möchte. Wie blöd wäre ich gewesen, den Tag sausen zu lassen?! Aber wir sind nun mal oft in unseren Stimmungen gefangen, davon abhängig und sie beeinflussen uns und auch unsere direkte Umwelt. Abends war ich fertig und musste noch ein gute halbe Stunde zu meiner Unterbringung fahren durch eine ländliche Gegend, die ich nicht kannte. Es war schon längst stockdunkel und meine Laune am Tiefpunkt. Geschlafen habe ich dann aber wie ein Stein und am nächsten Morgen kam sogar die Sonne raus. Meine Laune machte Luftsprünge und plötzlich waren die unangenehmen Umstände des Vortags vergessen und ich machte mich wieder auf den Weg.
Stimmungen überlagern oft unsere Vorhaben. Sie können uns antreiben aber auch völlig ausbremsen. Grundsätzlich ist meine Einstellung, mach wonach dir ist. Hast du einen schlechten Tag, dann nimm dir nicht so viel vor. Manchmal müssen wir uns aber auch den Herausforderungen und Situationen anpassen, oder uns auch absichtlich reinbegeben. Meist wird es dann auch gut. Meine Erfahrung war so und sie war ganz wichtig für mich. Hätte ich „aufgegeben“ wären mir ein toller, wärmerer und interessanter Tag durch die Lappen gegangen. Meine Laune hätte am Sonntag nicht besser sein können und so habe ich es geschafft, wunderbar mit meinem Pferd zu kommunizieren, einen kleinen Trail Parcours zu reiten und festzustellen, dass das mein Ding ist! Ich will weitermachen und eine neu erlernte Sprache vertiefen und festigen. Das fühlt sich gut an und dann kann es gut werden.
Somit fällt es mir bei meinem Training/Coaching wieder ein bisschen leichter, mich auf andere Menschen einzustellen. Eigene Erfahrungen tragen dazu bei, seine eigene Sicht der Dinge immer wieder zu hinterfragen und ggf. zu ändern. Das ist absolut erlaubt und wünschenswert. Profitieren können letztlich alle davon, egal ob Mensch oder Tier.
Ganz herzlich bedanke ich mich bei Volker, seinem Team der Circle L Ranch, die dieses Wochenende möglich gemacht haben, meinem anvertrauten Lernpferd “Lean” und allen, die dabei waren. Das war nicht das letzte Mal 😉