Oder wenn der Hundekauf zum Spießrutenlauf wird …
Eigentlich hatte ich gar nicht vor diesen Artikel zu schreiben aber nach einer E-Mail, die ich heute von einem Kunden bekommen habe, dachte ich mir, darüber sollte vielleicht auch mal berichtet werden. Der Weg zum eigenen Wunschhund, kann manchmal ganz schön beschwerlich sein.
Worum geht es?
Seit vielen Wochen nun, bin ich in Kontakt mit einer Familie, die sich nichts sehnlicher wünscht als einen Hund. Am liebsten einen Welpen vom Züchter. Nach einem ausführlichen Beratungsgespräch zum Thema Hundekauf, war die Familie aber auch bereit, sich mit einem Hund aus dem Tierheim oder auch einem älteren Vierbeiner anzufreunden. So ein Beratungsgespräch kann vieles bewirken. Vor allem aber, dass man sich Gedanken macht und das, bevor ein Hund einzieht.
Ganz wichtig, welche Rasse passt überhaupt zu uns und in unsere Familie. Mein Gedanke dabei ist, möglichst viele Stolpersteine, die auftreten können – nicht müssen – zu klären und zu vermeiden. Prävention anstelle von Problembehebung. Aber Hand aufs Herz, wie seid ihr zu euren Vierbeinern gekommen? Habt ihr euch beraten lassen oder aus dem Bauch heraus entschieden? Ich ahne es schon und auch ich habe das schon mal getan.
Nach der Beratung und noch einigen Telefonaten mit der Familie, ging es ans Eingemachte. Wo gibt es einen passenden Züchter. Wie bekomme ich Infos zu Welpen usw.. Ganz ehrlich? Ich habe noch nie so wenig Resonanz auf meine Anfragen bei Züchtern und anderen Institutionen bekommen, wie in diesem Falle. Das Blendwerk mit tollen Webseiten, Facebookeinträgen, Fotos von vergnügten und glücklichen Haltern ist überall zu finden, nur Antworten auf E-Mails oder hinterlassenen Nachrichten auf Anrufbeantwortern, gab es nicht. Mich hat das wirklich stutzig gemacht und am Ende auch noch wütend.
Was ist nur los da draußen auf diesem riesigen Hundemarkt???
Dazu ein Satz aus der E-Mail meines Kunden:
„Ich finde, das ganze Thema Hundesuche ist künstlich so schwierig (schlechte Performance der Züchter und Heime was Anfragen angeht, dann müssen mehrere Spaziergänge und Kennlerntreffen abgehalten werden etc etc), dass dies die Hunde zwar schützen kann, aber den Import aus Osteuropa erleichtert, liegt doch auf der Hand. Leute, die soviel Zeit in möglicherweise aussichtslose Treffen investieren können, sind entweder arbeitslos oder Rentner. Einen geeigneten Hund zu finden ist ja schwieriger als selbst ein Kind auf die Welt zu bringen. Frust!“
Mich hat das sehr bewegt und der Gedanke, dass man dadurch eben auch den ganzen dubiosen Vermehren und der Hundemaffia in die Hände spielt, ist gar nicht so weit hergeholt. Was das heißt, kann man u.a. bei Wühltischwelpen nachlesen.
Eine weitere und wirklich fragwürdige Aussage eines Verbandes für eine ganz bestimmte Rasse war: “Wir möchten keine Dritten, die an einer Vermittlung von Welpen beteiligt ist.” Damit war meine Person gemeint. Da ich mich in meinen Anfragen immer persönlich vorgestellt hatte und darauf verwies, dass die interessierte Familie sich professionelle Hilfe an ihre Seite geholt hatte in Form einer Hundetrainerin, bekam ich eher negative Resonanz.
Warum? Bin ich zu fachkundig? Sollten sich nicht auch Züchter und Tierheime eher freuen, wenn man so viel Wert darauf legt, dass ein geeigneter Hund in eine geeignete Familie kommt? Auch hier spürte ich eher Distanziertheit als Freude darüber, dass man sich Gedanken macht. So oft stoße ich bei meiner Arbeit auf Dissonanzen zu Aussagen, die gerne propagiert und hochgehalten werden. „Wir wollen unsere Tiere schützen.“ Wovor denn eigentlich? Manchmal kommt bei mir das Gefühl hoch, dass man sich einfach nicht in die Karten schauen lassen möchte. Transparenz gerne aber nur auf Bildern. Wird es persönlich, dann macht man zu. Was will man denn damit erreichen?
Ganz sicher gibt es eine Menge Züchter und Co., die es anders machen und auch leben. Z.B. die, die nichts zu verbergen haben und auch dann auf spontane Besuche auch mal sagen: „Kommen sie einfach vorbei. Lernen Sie uns kennen. Wir brauchen keine Vorbereitungszeit.“ Auch Züchter müssen nicht perfekt sein oder verlangen wir das wirklich? Früher hat man Hunde auf dem Bauernhof gekauft oder bei Bekannten aus Verpaarungen, die einfach „passiert“ sind. Heute gibt es ein empörtes Raunen, wenn Menschen erzählen, dass sie „so einen“ Hund haben. Aber wenn dann solche Hürden aufgebaut werden, dann kann ich es sogar verstehen.
Wie geht es nun weiter?
Meine Familie wünscht sich von ganzen Herzen einen Hund. Sie ist so sensibilisiert für dieses Thema, dass sie jetzt trotzdem nicht ausweicht auf die diversen unschönen Angebote im Netz. Darüber freue ich mich sehr und hoffe, dass wir doch noch einen passenden Freund finden in der kommenden Zeit.
Mir selber zeigt es mal wieder, wie widersprüchlich das Thema „Hundekauf“ sein kann. Man möchte etwas Richtiges tun, hat aber das Gefühl, man ist auf dem Holzweg. Im Sinne unserer Vierbeiner sollten wir uns aber nicht weniger Gedanken darüber machen und die Seriosität zur Seite schieben. Denn dann haben die ganzen fragwürdigen Vermehrer gewonnen und unsere Hunde mal wieder verloren!
Ähnliche Blogposts zu diesem Thema findest du hier:
Beratung vor dem Hundekauf – Eine Aktion mit Mehrwert
Mein Hund – Ein Freund auf Zeit