Walk and Talk | Wir können nicht nicht kommunizieren

Schreibe einen Kommentar
Walk and Talk | Wir können nicht nicht kommunizieren

So oder so ähnlich, hat das Paul Watzlawick gesagt. Der Kommunikationswissenschaftler schlechthin. Genauso wenig, können wir uns nicht nicht verhalten. Und jedes Verhalten hat ein Motiv. Mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt. Es kommt darauf an. Wenn ich abends unbedingt Schokolade essen möchte, habe aber vergessen sie einzukaufen, dann kann es sein, dass mein Bedürfnis danach so groß ist, dass ich mich nochmal zum Supermarkt quäle. Ich muss einfach, sonst bin ich total frustriert und unleidlich!

Somit folgt jede Handlung ihrer ganz eigenen Motivation. Einem Bedürfnis, welches in diesem Moment unheimlich wichtig oder auch “existentiell” ist für mich. Vielleicht nur in meiner Wahrnehmung aber ich kann es nicht einfach ignorieren. Es will geklärt, gelöst, beschwichtigt oder erledigt werden. Sonst wird es mir keine Ruhe lassen. Erst mal.

Den ganzen Tag beschäftigt mich das Thema. Denn wann, macht man sich seine Motivation so richtig bewusst? Über Dinge nachdenken, die „einfach so“ passieren oder gemacht werden (müssen). Eher weniger. Aber das es “einfach so” passiert, stimmt ja nicht wirklich. Wenn ich mich verhalte, dann hat das einen Sinn für mich, einen Mehrwert und für jedes andere Lebewesen genauso. Auch für unsere Hunde. Und Motivation ist wichtig. Sie ist unter anderem, ein Schlüssel zur gemeinsamen Beziehungsarbeit.

Walk and Talk.

Der Name ist Programm und erklärt sich von selbst: “Lass uns laufen und reden.” Die Motivation ist in diesem Falle, sich über Dinge auszutauschen und dann daraus einen Mehrwert zu generieren. Beispiel: Ein Thema interessiert mich brennend, weil ich selber betroffen bin und nach Lösungen suche. Ganz pragmatisch. Es motiviert mich, dabei zu sein. Genau das, ist mein Anliegen bei dieser kleinen Veranstaltung. Nur sehe ich in diesem Falle meist die anderen Teilnehmer und nicht mich selber. Ich bin fein raus als Trainerin. Denkste!

Heute zeigt mir Lykke, dass wir auch dazu gehören und was unser Thema ist. Ich bin sehr froh darüber, dass dieser kleine Hund mir sagt:

„Schau genau hin!“

Mit Frida konnte ich mich immer entspannt „ zurücklegen” auf Hunderunden. Sie hat weder gestänkert, noch haben sie andere Hunde wirklich interessiert. Sie ist allem aus dem Weg gegangen, wenn Ungemach drohte. Sie war meist souverän und das haben 99 Prozent aller Hunde akzeptiert und respektiert. Mit ihr gab es nie Ärger. Dafür war ich unsagbar dankbar. Denn wenn ich eines nicht mag, dann sind das Konflikte. Laute, unschöne Konflikte. Auch, wenn ich selber mal laut werden kann, stehe ich nicht gerne in der ersten Reihe bei Auseinandersetzungen. Nur, wenn ich mich bedroht, ungerecht behandelt fühle oder es um meinen Hund geht. Aber ansonsten mag ich Harmonie!

Lykke ist da aber (noch) ganz anders. Sie möchte mit allem und allen etwas zu tun haben und das weiß sie auch mitzuteilen. Mit der frühen Hitze ist sie gekommen, diese Unsicherheit, dieses kontrollieren wollen und sich möglichst überall reinhängen und einmischen. Gerne lautstark. Es ist aber keine sichere Aktion, im Gegenteil. Es entsteht aus ihrer eigenen Unsicherheit hinaus und dem Bedürfnis, die Dinge zu klären und auch regeln zu wollen. Für einen 8 Monate alten Hund noch wenig machbar und schon garnicht ihre Aufgabe. Meine Meinung!

Oder ich sage es mal so, sie macht es einfach, wenn ich es nicht tue und mich nicht bewege!

Verantwortung übernehmen. Für den Hund. Gerne wird es belächelt, wenn man die Situation für seinen Vierbeiner regelt. Dazu gehört auch die Leine. Wie oft, habe ich in den letzten Wochen gehört, dass ich einen armen Hund habe, denn der darf ja garnicht frei laufen und das Leben genießen. Und schon bin ich in der Kommunikation. Es gefällt mir nicht aber trotzdem stelle ich mich der Situation so gut es geht, erkläre mich. Weil Lykke es zeigt, wie gerne sie würde und die anderen nicht verstehen, warum ich es nicht zulasse.

Wenn Lykke ausgebremst wird, dann beschwert sie sich lautstark. Ihr Unmut und ihre Ungeduld sind deutlich spürbar und man kann es auch sehen. Es fällt ihr schwer, ihren Impulsen nicht nachzugeben obwohl sie, wenn wir alleine sind, ein ganz anderes Gemüt zeigt, was mich freut! Da kann sie entspannen, hinter mir bleiben und mich meinen Job machen lassen, wenn ich es für richtig halte. Deswegen bin ich mir auch sicher, dass wir das draußen auch noch hinbekommen.

Lykke möchte kommunizieren. Da ich als hochsensibler Mensch gerne alleine bin, es ruhiger mag und auch vor vielen lauten Dingen „flüchte“ und im Wald verschwinde, staune ich nicht schlecht, dass ich nun an so einen Hund gerate, der mich quasi in die Kommunikation zwingt, in die Auseinandersetzung. Mit ihr, mit unserer Umwelt und vor allem auch mit mir und meiner Art und Weise, wie ich sonst mit den Dingen umgehe. Ungewohnt und nicht immer zu meiner großen Freude.

Warum ich? Will ich das überhaupt?

Aber die Frage stellt sich nicht, denn ich muss. Denn wenn ich es Lykke überlasse unsere Außenkommunikation zu regeln, dann haben wir ganz schnell ein Problem, befürchte ich. Also muss ich raus aus meiner Komfortzone und mich den Dingen stellen. Ob mir das gefällt oder nicht! Ich muss in die Verantwortung gehen, weil wer von uns beiden, sollte sonst diese Rolle übernehmen?

“Lass das doch den Hund mal machen.” Ne!

Alles wird gut!

Das würde ich behaupten wollen. Wie gut für mich, denn ich weiß, genau das fällt mir schwer und wie gut, dass ich lerne, über mich herauszuwachsen, damit ich für Lykke da bin. Authentisch und auf Augenhöhe. Ich muss nicht immer stark sein aber ich kann mich bei ihrem Bedürfnis nach Kommunikation nicht einfach raushalten oder verdünnisieren. Damit helfe ich ihr kaum, Konflikte zu erleben, auszuhalten und zu lösen. Und das nicht, in dem man gleich draufhaut oder flüchtet.

Genau das, bringt auch mich in Kontakt. Dabei lerne ich, wieder mehr auf andere zuzugehen, mich auszutauschen, nicht nur meinen Mikrokosmos zu sehen und gelten zu lassen. Nein, da sind auch noch die anderen und die haben auch ein Recht darauf da draußen zu sein, mit ihren Hunden. Vielleicht viel entspannter als wir in diesem Moment. Was ich mir gerade so wünsche aber nicht immer bekomme. Ein Zeichen?! Schnell kommen bei mir Zweifel hoch, mache ich alles richtig in dem Moment?

Ja!

Und deswegen gehen wir weiter mit kleinen Schritten, mit Wut- und Mutausbrüchen. Mit weinenden und lachenden Augen. Heute ist der Tag so und morgen wieder ganz anders. Jeder bekommt den Hund, den er braucht. Das haben wir heute beim „Walk and Talk“ festgestellt. Und vielleicht, brauche ich gerade die Kommunikation, um in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Mit mir, meinen inneren Anliegen und meinem Hund.


Vielen Dank an meine Teilnehmer von heute, dass ich meinen Blickwinkel erweitern konnte. Nichts ist wichtiger, als über seinen Tellerrand hinaus zu schauen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.