Wir waren dann mal weg. Frida und ich, einen Tag, an die Ostsee, an Ostersamstag. Was alleine schon ein Tag an Erholung und Entschleunigung bringen kann, weiß man manchmal gar nicht mehr zu schätzen. Viele rennen in die Stadt. Ich nicht. Ich möchte raus und mein Hund ja sowieso. Eigentlich bräuchte ich neue Klamotten, aber mein Herz sagt etwas anderes. Warum mir „draußen sein“ so wichtig ist, ist mir manchmal nicht ganz klar, aber es steckt in mir. Eine tiefe Sehnsucht nach Natur. Das war schon als Kind so und das hat sich bis heute nicht geändert. Im Gegenteil, ich genieße die freie Zeit immer intensiver, Glückshormone pur.
Wie der Zufall so wollte, bin ich vor meiner Planung auf eine tolle Seite im Netz gestoßen. MeerART. Das sagt schon alles und es lohnt sich definitiv hier mal einen Blick reinzuwerfen. Viele Tipps rund um das Thema Meer und mehr. Und so habe ich mir direkt den (Rad)Wanderweg von Priwall nach Boltenhagen rausgesucht. Von Hamburg nur ein Katzensprung entfernt und ganz leicht zu erreichen mit dem Auto. Seit ich in Hamburg lebe, bin ich sehr viel am Wasser, das lässt sich kaum vermeiden, aber ich liebe es. Die Nähe zum Meer hat einen immens großen Mehrwert in meinem Leben bewirkt. Früher brauchte ich mindestens 3 bis 4 Stunden an die Nordsee von Köln aus, jetzt kann ich solche Tripps öfter machen. Da ich auch ein großer Fan der Berge bin, weiß ich nie, wie ich mich entscheiden würde, wenn ich es für eins der beiden müsste. Aber im Moment ist es gut so wie es ist.
Am Abend vorher habe ich mir konkret überlegt, was ich mitnehmen sollte. Da ich häufig überstürzt aufbreche, wollte ich dieses Mal ganz bewusst „planen“. Also dann, Fotoapparat, kleine Verpflegung für Frida und mich, Wasser (weil Ostsee ist eher ungenießbar salzig), Mütze usw. Da man nie so richtig weiß, wie das Wetter letztendlich wird, habe ich auch hier diesmal bewusst vorgesorgt. Die dicke Jacke wurde eingepackt, für den Notfall und bei viel Wind. Auch wenn es 9 Grad sind, heißt es noch lange nicht, dass es einem warm erscheint. Die Sonne hat uns aber für alles entschädigt, der einzige angesagte Sonnentag für dieses Osterwochenende hat uns nicht enttäuscht. Herrlich. Warm. Kein Wind. Glatte See. Toller Strand. Wenig los auf dieser Uferseite. In Travemünde gegenüber steppte der Bär. Am Hafen von Priwall ging es gemächlich zu, was für ein Glücksfall. Übrigens kann man mit der Fähre von einem Ufer zum anderen übersetzen. Ganz lustig bei der kurzen Distanz.
So machten wir uns nun nach einer entspannten Autofahrt auf den Weg. Begonnen haben wir, wie bei MeerART vorgeschlagen, am Hafen. Hier liegt auch die große Passat, eine Viermast-Stahlbark, 115 m lang von 1911. Sehr schick anzuschauen. Von ihr aus kommt man direkt an den Strand von Priwall und dann läuft man, so lange einen die Füße tragen können, am Wasser entlang. Einigen Hunde, aber immer noch wenige, Familien mit Kindern, Paaren und Alleine-Läufern, begegnet man, aber ich hätte mit mehr Menschen gerechnet. Alles entspannt und verläuft sich meist gut. Durch das wunderbare Wetter konnte man weit blicken. Die ersten weißen Segel konnte man sehen, Containerschiffe, kleine Ausflugsdampfer und auch die Fähre nach Helsinki haben wir am Ende noch mitbekommen. Ganz schön imposant in dieser kleinen Ausfahrt, aber irgendwie reicht der Platz. Man bekommt sofort Sehnsucht, wenn man den Booten und Schiffen zu-, bzw. hinterher sieht. Wie gerne wäre ich jetzt auf einem dieser Boote …
Frida war nicht mehr zu halten und sauste hin und her. Am Anfang gab es ein ausgiebiges Muschel-Wälz-Bad um gut zu riechen und dann wurde durch den Sand getobt und in der Ostsee geschwommen. Der rote Leuchtturm immer dabei. Überhaupt kann man auf diesem Ausflug seinem Hund eine Menge an Unterhaltung, wenn man denn möchte, bieten. Dinge vergraben und ausbuddeln lassen. Auf abgebrochenen Bäumen balancieren. Um die Wette schwimmen mit anderen Vierbeinern. Möwen verbellen usw. Zwischendurch setzte sich sogar mein aufgedrehter Terrier für ein paar Minuten ganz ruhig in den Sand mit Blick auf die See. Manchmal würde ich doch gerne wissen, was sie denkt! Das Glück in ihren Augen, meine ich erkennen zu können. Das treibt mir ab und zu mal eine Träne in die Augen. Die begrenzte Zeit mit seinem Hund und all das schöne, was man so erlebt … Wahnsinnig bereichernd und verankert sich ganz tief im Herzen. Danke Frida ♡
Völlig überwältigt von einem soooooo blauen und klaren Himmel, sind wir dann auch vom Strand abgebogen Richtung Rosenhagen. Dort läuft man ein paar Meter durch die kleine Ortschaft zum Café Strandgut. Es gibt Waffeln, Kuchen und noch ein paar andere Dinge. Ich sitze in der Sonne und hole mir den ersten Sonnenbrand bei Käsekuchen und Kaffee. Einfach nur schön. Frida bekommt Kekse von Sammy’s Kleine Taklerei, die wir zusammen mit unserer tollen gelben Tau-Leine bekommen haben. Fridas Ostergeschenk sozusagen. Wasser für den Hund kommt auch sofort und das auch noch im gelben Wassernapf, passend zur Leine und zu meiner Jacke. Wie im Werbefilm. Ich sitze einfach nur da und entspanne mich. Vor ein paar Jahren hätte ich so etwas nicht gemacht. Alleine sein, ist ein Zustand, den viele nicht mögen. Komischerweise, weiß ich es immer mehr zu schätzen. Nicht, weil ich keine Menschen um mich haben möchte, sondern weil ich es wichtig finde, mit sich alleine sein zu können. Somit steht auch einem Urlaub, alleine, nichts mehr im Wege. Mit dieser Erkenntnis, freue ich mich noch mehr darauf!
Wir sagen Tschüs und laufen wieder zurück zum Wasser. Doch dieses Mal biegen wir auf den Radweg ab, um ein bisschen durchzuschnaufen. Der Weg läuft auch am Wasser weiter, bzw. trennt einen ein Baumgebiet davon. Trotzdem schön und auch hier kaum Radfahrer unterwegs. Frida kann frei laufen und wir müssen nicht ständig überall unsere Augen haben. Kurz vor Harkenbäk biegen wir aber wieder ab zum Strand. Jetzt heißt es umkehren und den ganzen Weg zurück. Ich bin gut zu Fuß und Frida sowieso. Aber irgendwann merke ich dann doch meine Beine und setze mich noch ein paar mal ans Ufer in die Sonne, schaue den Schwänen und Enten zu und genieße die Wärme, die sich jetzt schon aufbaut. Was freue ich mich auf den Sommer! Weiter geht’s und ich mache noch einige Fotos. Von Himmel, Wasser und blau, kann ich nie genug bekommen. Manchmal finde ich es selber schon eigenartig, aber kein Bild ist gleich. Und manchmal denke ich mir auch, wie schade, dass man den Moment nicht völlig ohne die Knipserei auskommt. Aber es ist einfach zu schön um es nicht zu tun 😉
Frida fordert noch etliche Male den Sprung in die Ostsee ein und irgendwann packe ich dann den Leuchtturm ein. Von alleine würde sie nicht aufhören, erst wenn sie umfällt ist Schluss. Aber das wäre wohl nicht gerade gesund. Ein Terrier zeigt meist nicht an, wenn er genug hat. Also immer schön auf Pausen achten und auch einfach mal nur doof nebeneinander her trotten. Das geht nämlich auch, sehr gut sogar. Hier ist schon eine gewisse Achtsamkeit für seinen Vierbeiner und sich selber gar nicht so schlecht. Wollen wir nicht immer zu viel? Auch ich laufe oft auf einem hohen Level. Genau deswegen suche ich aktiv diese „passiven“ Tage am Meer für mich und meinen Hund aus. Damit wir beider runterkommen vom Stress der Stadt. Es gelingt, einfach machen.
Am Ende sind wir beide glücklich und kommen wieder im Hafen von Priwall an. Jetzt ist es voller und ich bin froh, das Treiben hinter mir zu lassen und erholt nach Hause zu fahren. Auf dem Weg zum Auto finden wir sogar noch Fridas Tauknoten wieder. Den hatte sie zu Anfang vor lauter Aufregung liegen lassen. Jetzt trägt sie ihn zufrieden zum Auto. Was für ein toller Tag an der Ostsee. Wir kommen bald wieder, das ist schon mal ganz klar! Ich überlege mir auch, in kleineren Gruppen, so einen Tag anzubieten. Vielleicht hat der eine oder andere ja Lust dabei zu sein?! Mit Picknick und kleinen Übungseinheiten, wäre das doch mal eine feine Sache, oder?
Frida und ich, wünschen euch noch entspannte Ostertage 🙂
Einfühlsam geschriebener Text, sehr informativ, besonders für mich, die ich nicht in der Gegend aufgewachsen bin. Schön auch der Blick auf die PASSAT. Ihr Schwesterschiff, die PEKING liegt ja wieder in Hamburg, s. https://www.elb-plaza-philharmonie.guide/2020/09/07/welcome-home-die-peking-ist-zurück/. Danke fürs Teilen.
Liebe Claudia,
schön, dass unser Beitrag dir gefallen hat. Ich werde mir bald wieder eine Tour von eurer Seite aussuchen, das ist versprochen 😉
Ich freue mich auf viele schöne Infos von euch in nächster Zeit.
Bis ganz bald
Nina & Frida
Moin liebe Nina,
vielen Dank, dass du dir unsere Route vorgenommen hast und so viel Spaß mit Frieda hattest. Wie ich sehe, hattet auch ihr so viel Glück mit dem Wetter. Das freut uns umso mehr. Wir finden die Gegend dort einfach traumhaft, gerade weil man so mit sich allein sein kann und dem Trubel aus dem Weg gehen kann. Hoffentlich ändert sich das nach dem Neubau nicht zu stark.
Euch zwei noch ganz viele schöne Ausflüge.
Sonnige Meeresgrüße,
Claudia
Eine schöne Geschichte der Gefühle und Sensibilität für die Seele…