Modelllernen | Wie erkläre ich es meinem Hund?

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Lernen am Modell | der weisse hund

“Modelllernen” ist wirklich eines meiner Lieblingsthemen des verhaltensbezogenen Lernens. Man nennt es auch “Nachahmungslernen” oder “Vorbildlernen”. Ein Modell wird nachgeahmt (bewusst und unbewusst), da das Verhalten beziehungsweise die Fähigkeit des Models zu einer positiven Konsequenz geführt hat. Wichtig dabei ist, dass es dem Nachahmenden sinnvoll erscheint und er dazu in der Lage ist, das Verhalten zu imitieren.

Warum es mir so gut gefällt und mich immer wieder fasziniert? Weil es oft ganz nebenbei statt findet und so gut „wirkt“. Es gibt viele Versuche dazu, auch mit Kindern. Mir fällt da immer sofort ein Experiment von Albert Bandura ein: Bobo Doll. Der Film zeigt beeindruckend, wie wirksam Modelllernen ist. Unbedingt anschauen! https://youtu.be/dmBqwWlJg8U

Und was ist mit dem Hund?

Natürlich lernen unsere Hunde ganz vorzüglich am Modell! Ich möchte nicht wissen, wie viel sie sich insgeheim von anderen abgucken. Meist die Dinge, die wir wahrscheinlich nicht so sehr mögen, aber dafür mit Erfolg gekrönt waren! In meiner Ausbildung zur Hundetrainerin hat das Thema leider nur eine untergeordnete Rolle gespielt, sehr schade. Irgend jemand hatte auch mal gesagt, dass dies gar nicht so relevant sei. Das hielt ich schon damals für eine seltsame Einschätzung. Umso schöner ist es, wenn wir selber ganz bewusst Erfahrungen mit dieser Art des Lernens machen können. Oft fragen wir uns: „Wo hat mein Hund denn das gelernt?!“. Eine Erklärung haben wir erstmal nicht.

Ein schönes Beispiel habe ich dafür und daher kam eigentlich auch die Idee für diesen Beitrag. Lykke durfte heute mal wieder Beutel suchen. Dafür mussten zwei Socken und ein gefüllter Dummy herhalten. An dem Dummy ist eine längere Schnur, um daran zu ziehen. Diesen hatte ich in einen Baum gehängt und die Schnur durch Äste geführt und so positioniert, dass sie gerade noch drankommen konnte, wenn sie sich auf die Hinterbeine stellt. Das klappt super und Lykke hat Spaß daran, ihre Beute aus immer neuen Verstecken zu ziehen. Natürlich suchen wir am Anfang danach, wo sich so ein Beutelchen versteckt haben könnte.

Modelllernen | der weisse hund
Neue sinnvolle Herausforderungen meistern.

Wie hat sie das nun aber gelernt? Natürlich kann man das ganz klassisch trainieren. Wahrscheinlich auch mit wenig Aufwand bei den meisten Hunden. Ich hatte ehrlich gesagt nicht die Lust dazu und war total begeistert, als eine Freundin von mir, ein kleines Video dazu ins Netz stellte. Sie zeigte ihrem Hund einfach, was er tun musste, um an die Beute zu kommen. Sie nahm die Position des Vierbeiners ein und zog selber an dem Beutel mit der Schnur im Mund. Das brauchte nur wenige Wiederholungen und ich fand es total spannend, dem Hund diese Sache so einfach zu erklären.

Würdet ihr darauf kommen?

Schau her. Das möchte ich von dir – und – ES LOHNT SICH!

Also, was habe ich wohl gemacht? Genau das! Lykke hat mich damals fasziniert beobachtet. Ich glaube, mir hat das mehr Spaß gemacht als ihr. Natürlich weiß Lykke, dass ich kein Hundemodell bin, aber ist das wichtig? Muss ich ein Hund sein, um als Modell zu dienen? Nein, natürlich nicht. Je ähnlicher und erfolgreicher die Modelle uns sind, desto leichter fällt es uns sicherlich, Dinge abzugucken. Aber auch Vorbildfunktion, oder zu beobachten, dass sich ein Verhalten lohnt, reicht aus um unser Interesse zu wecken.

Das mag sich jetzt alles sehr einfach anhören. Aber sollte Lernen nicht auch eine gewisse Leichtigkeit haben und nicht immer schwere Kost sein? Viel zu oft fällt mir auf, wie schwer wir uns damit tun, unseren Hunden “erwünschtes” Verhalten beizubringen. In erster Linie muss es sich lohnen für unsere Vierbeiner und damit meine ich nicht die ständige Gabe von Leckerlies. Ich rede nicht von Dressur. Verhalten muss sinnvoll sein, auch für unsere Hunde. Das wird viel zu oft vernachlässigt. Sicherlich eignet sich das Lernen am Modell auch nicht für jeden und alles. Aber es im Hinterkopf zu haben, kann nicht schaden.

Noch etwas, dass mir im Zusammenhang mit Modelllernen einfällt. Bittet man Menschen aktiv mit ihren Hunden zu spielen, sieht man die tollsten Dinger, nämlich ganz oft nichts. Wenig Kommunikation, wenig Verständnis dafür, was Spiel eigentlich wirklich beinhaltet und bedeutet und vor allem, echte Freude daran. Hunde merken ganz schnell, wann wir authentisch sind und genau dann, können wir ihnen etwas beibringen. Warum sonst sollte sich Hund oder auch Mensch bei jemand anderem etwas abgucken? Genau aus dem Grund, dass wir die Person schätzen, für fähig halten, ein Vorbild ist oder einfach ein Macher, der uns beeindruckt.

Vielleicht noch ein paar Beispiele, warum lernen am Modell so wirksam sein kann, aber nicht muss:

– Eltern sind wichtige „Modelle“ für ihre Kinder
– Ältere Kinder sind oft „Modelle“ für ihre jüngeren Geschwister
– Chefs und Führungskräfte sind „Modelle“ für Ihr Mitarbeiter

Aber Achtung. Das zeigt auch ganz klar, dass Modelllernen natürlich nicht immer nur positiv ist. Uns allen fallen sicherlich sofort negative Beispiele ein, wie in dem oben genannten Experiment. Das betrifft in erster Linie vielleicht uns Menschen und weniger unsere Hunde. Trotzdem ist eine Art Vorbildfunktion für unsere Vierbeiner oft maßgebender als wir denken.

Probiert es doch einfach mal aus. Mögt ihr über eure Erfahrungen mit dem Modelllernen berichten? Dann immer raus damit!

Mehr zum Thema Lernen gesucht? Dann klick mal hier “Soziales Lernen” .

KategorieHund und Verhalten

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Kommentare 2

  1. Hallo Nina,

    Danke für den interessanten Beitrag. Die wichtigsten Punkte sind für mich: 1. Wenn wir ein bestimmtes Verhalten, das wir haben wollen, belohnen (man nennt es „positive Verstärkung“), erreichen wir, dass der Hund es gerne wiederholt. Es hat sich für ihn ja auch gelohnt! und 2. Je konsequenter wir in der Durchführung der Übung sind, desto leichter hat es der Hund, sich daran zu gewöhnen und den Ablauf zu generalisieren.

    LG, Andy

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