DOG-LIFE-BALANCE | Im Gleichgewicht mit Hund

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Dog-Life-Balance | Im Gleichgewicht mit Hund

Alle haben den Begriff schon mal gehört: Work-Life-Balance. Er steht für einen Zustand, in dem Arbeits- und Privatleben miteinander in Einklang stehen. Die Begriffsbildung Work-Life-Balance stammt aus dem Englischen: Arbeit (work), Leben (life), Gleichgewicht (balance). / Quelle Wikipedia

Aus diesem Modebegriff heraus entstand eine richtige Bewegung und auch heute noch, finden wir viele Angebote zu diesem Thema. Schon länger frage ich mich, ob es so etwas auch im Zusammenleben mit unseren Hunden gibt? Könnte man es 1 zu 1 ableiten? Die Gewichtung bei der Work-Life-Balance liegt zwischen Freizeit und Arbeit, ganz vereinfacht. Das eine ist angenehm und das andere vielleicht nicht immer. Denn warum sollte man sonst für Balance sorgen, wenn alles harmonisch ist?

Da ich unsere Hunde eher zum Privatleben zähle und damit zu unserer Freizeit, müsste doch eigentlich alles in Ordnung sein. In Balance sozusagen. Oder nicht? Ganz oft ist es aber so, dass sich durch den Hund eher kleine Fallstricke auftun. Gerade der Faktor Zeit und der damit verbundene Aufwand, ist so ein Strick. Natürlich gehen wir alle gerne mit unseren Vierbeinern nach draußen an die frische Luft aber wenn ich in die Gesichter der meisten Hundehalter blicke, beschleicht mich oft ein ganz anderes Gefühl. Stress.

Ein Stressgesicht beim Hund beschreibt man mit einer in die Länge gezogenen Maulspalte, angelegten oder nach hinten geklappten Ohren, die Augen meist aufgerissen oder zu Schlitzen verengt … Kann man das auch beim Menschen ablesen?
Mundwinkel nach unten, Kiefer fest aufeinander gepresst, Augen starr nach vorne gerichtet und der böse Blick … ist das eine Dog-Life-Balance? Wohl kaum.

Vielleicht kann man sich diesen Begriff auch erst mal bewusst machen. Wir haben das Zepter in der Hand. Wir bestimmen unseren Alltag. Wir können entscheiden. Oder? Ich höre oft anderes. Wir werden von unserer Arbeit aufgefressen. Viele haben Termindruck, chronischen Zeitmangel und doch holen sie sich einen Hund. Der wird nun ständig irgendwo zwischengeparkt. Am besten kommt er mit ins Büro. Ansonsten in die Huta oder er muss halt zu Hause warten. Der Alltag bekommt ein Gefälle.

Warum geben wir es nicht zu, dass unsere Dog-Life-Balance öfter mal in Schieflage gerät und uns überfordert? Weil wir perfekt sein möchten. Das Thema Hund ist ein heißes Eisen. Selten spalten sich Meinungen, Erfahrungen, Menschen in so viele Lager wie bei dem Thema Hund. Wenn da etwas aus dem Ruder läuft, dann merken es doch direkt die anderen. Man bekommt Ratschläge ohne Ende, jeder weiß und kann es besser und wir fühlen uns ganz mies. Schlechtes Karma. Schauen wir dann ins Hundekörbchen, wird uns schnell wieder warm ums Herz. Wir vergessen den Stress. Das könnte ein Hauch von Balance sein.

Dog-Life-Balance | Im Gleichgewicht mit Hund

Vielleicht wäre es ein guter Ratgeber, sich erst mit der Work-Life-Balance zu beschäftigen und dann mit dem Dog, also dem Hund. Denn wenn ich ein klares Bild von meinem Leben habe, dann besteht die Möglichkeit, den Hund dort gut unterzubringen oder eben nicht. Erst dann kann so etwas wie Balance im Zusammenleben mit meinem Vierbeiner entstehen. Er hat es verdient und soll nicht das letzte Rad am Wagen sein. Wir aber auch nicht und deswegen ist nicht jeder Mensch und sein Leben für ein Dog-Life geeignet.

Letztendlich zieht aber in den meisten Fällen doch ein Hund ein. Und wir wissen, was das bedeuten kann. Verantwortung. Oft für mehr als 10 Jahre. Ein ständig pubertierendes Fellknäuel, das nach Orientierung, Grenzen und Zuwendung sucht. Leider ist es oft nicht das, was Hund bekommt. Viel öfter bekommt er nämlich unsere Breitseite zu spüren, wenn die Balance nicht mehr da ist. Dann kommt erst Arbeit, Leben und zum Schluss der Hund. Manchmal kann Mensch nichts dafür. Manchmal eben doch.

Wie kann sie aussehen die Dog-Life-Balance? Wie kann ich für ein Gleichgewicht sorgen? Vielleicht in dem ich den Hund nicht als Erfüller meiner eigenen Bedürfnisse sehe. Wenn ich mir das im Vorfeld ganz bewusst mache, dann fallen viele Gründe für einen Hund schon weg. Traurig aber wahr. Ich glaube auch, wenn man Menschen plötzlich die Frage stellt, warum sie einen Hund gekauft haben, dann werden uns die Antworten ganz schön erschrecken. „Der war halt so niedlich oder so schön oder so klein …”

Meine Dog-Life-Balance definiert sich klar: Ich habe Zeit. Ich arbeite so, dass ich immer noch genügend Freiräume habe für Hund und mich. Jetzt werden viele denken, dass ich mir das auch leisten kann zu sagen. Ich bin ja schließlich Trainerin und Coach. Nein, kann ich nicht. Ich mache viele Abstriche. Ich schränke mich öfter ein. Ich arbeite weniger und habe weniger Geld. Ich habe mein Leben in sehr vielen Bereichen auf meinen Hund ausgerichtet. Aber (!) ich habe mich bewusst dazu entschieden und es ist nicht passiert aus der Not heraus. Das ist Verantwortung.

Ich könnte jetzt hier eine 5 oder 10 oder noch mehr Punkte-Liste machen um zu beschreiben, was zu einer Dog-LIfe-Balance gehört aber ich beschreibe es lieber so:

Ein offenes Herz, eine ehrliche Bestandsaufnahme von Pro und Kontra für einen Hund und der Wille, sich mit einem Lebewesen tatsächlich auseinanderzusetzen und ihm einen Sinn im gemeinsamen (!) Leben zu geben.

Das ist eigentlich alles, was es braucht. Was meint ihr?

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Kommentare 2

  1. der weisse hund 15. Januar 2018

    Liebe Sarah, ich freue mich mal wieder sehr über deinen Kommentar, denn ich kann alles, was du schreibst bestätigen. Da ich immer noch oder immer wieder zwischen Teil- und Vollselbstständigkeit schwanke, macht es das nicht einfacher und doch stelle ich fest, dass gerade meine Entscheidung, für meinen Hund möglichst ausreichend Zeit zu haben, mir Stabilität gibt. Hört sich komisch an, ist aber so. Und es geht. Es gibt wirklich wenig, was nicht geht. 😉
    Ganz lieben Dank für deine Worte. 🙂

  2. Liebe Nina, da hast Du ein spannendes Thema aufgegriffen, finde ich. Ich bin ebenfalls selbständig und arbeit von zu Hause, was mit ein ausschlaggebender Grund dafür war, mir den Wunsch, wieder einen Hund zu haben, zu erfüllen. Auch dank meiner Wohnlage, in der es in jeder Himmelsrichtung schöne Hunderouten gibt, gibt es insgesamt kaum eine bessere Lebenssituation für mich mit Hund. Trotzdem habe ich gerade in der Anfangszeit mit Hund gemerkt, wie mein bisheriger Alltag umgeworfen wird. Anfangs hat mich das tatsächlich sehr gestresst, aber es war dann einfach so, dass mir meine Pina gezeigt hat, wie es geht – dass ganz andere Dinge wichtiger sind. Zum Glück schaffe ich es mittlerweile gut (wenn nicht gerade in den nächsten Minuten ein dringender Abgabetermin für eine Übersetzung bevorsteht), den Laptop links liegen zu lassen, wenn Pina die Sonnenstrahlen nutzen und draußen spielen will – es gibt überhaupt nichts Besseres!!! Spätestens wenn ich zum dritten Mal den Ball werfe, wird mir immer wieder bewusst, dass es diese Momente sind, die zählen.
    Es wäre jetzt beschönigend, wenn ich sagen würde, dass das immer mit Leichtigkeit geht; klar ist es manchmal auch Stress, aber ich verbuche das unter dem Motto “Nichts, das sich zu haben lohnt, ist umsonst.” Der Stress ist nicht die Zeit mit dem Hund, sondern vorher das Freischaufeln von Zeit dafür, oftmals verbunden mit Absagen an andere Dinge oder auch mal Menschen. Und immer wieder merke ich dann, das Pina einfach meine Lieblingsgesellschaft ist! 🙂

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