Von Sagen, Mythen, Märchen und Glauben handelt dieser kleine Beitrag und ist gleichzeitig ein Wandertipp für alle, die gut zu Fuß unterwegs sind, ob nun mit oder ohne Hund.
Was bedeutet das Wort „Glaube“ für euch? Für mich hat das ganz viel mit Hoffnung zu tun. Ich bin nicht wirklich gläubig oder sagen wir mal so, mein Glaube hat vielleicht wenig mit der Kirche zu tun. Trotzdem glaube ich an das Gute und daran, dass man mit den richtigen Menschen um sich rum, ein schönes und wertvolles Leben führen kann. Dafür muss ich nicht beten, obwohl es Momente gibt, in denen auch ich mir wünsche, es gäbe da jemanden, der wohlwollend seine Hand über mich hält. Gerade, wenn man das Gefühl hat, die Welt fängt an zu wackeln.
In der letzten Woche gab es diesen Wackler oder eher ein kleines Erdbeben. Mein Hündin hat extrem schlechte Leberwerte und das war ein Schock für mich. Plötzlich wird alles in Frage gestellt. Vor allem aber die Zukunft mit meiner geliebte Frida. Sie ist noch zu jung um mich zu verlassen. Das werde ich wohl immer denken, egal wie alt sie ist! Schiebe ich diesen Gedanken gerne beiseite, so ist er in den letzten Tagen sehr präsent gewesen. Nach einem Termin zum Ultraschall steht schnell fest, sie hat keinen Tumor. Das war meine größte Befürchtung. Welche Last da von einem fällt, kann wahrscheinlich jeder nachvollziehen. Es ist wie ein Geschenk. Eine Entwarnung ist es aber nicht, denn die Werte sind ja nicht einfach so schlecht. In der kommenden Woche begeben wir uns weiter auf die Suche nach der Ursache.
Vielleicht habe ich gerade deswegen den Waldmythenweg ausgesucht am Karfreitag. Die Bergischen Streifzüge bieten Themenwege, mit mehr oder weniger Kilometern an Wanderstrecke. Ich wollte mehr und ich wollte mich vor allem in Ruhe entspannen nach der ganzen Anspannung. Deswegen fand ich den Bezug zu Märchen und Co. einfach passend. Lass dich verzaubern, glaube an ein kleines Wunder und schaue nochmal mit kindlichen Augen in eine magische Welt. So hörte sich das für mich an. Manchmal ist die Welt der Elfen, Zauberer und magischen Wesen ein wunderbarer Fluchtort. Man muss sich nur darauf einlassen können. Ich kann das gut. Habe ich mir doch eine Menge Fantasie behalten und nutze sie gerne, wenn ich mich in meine kleine heile Welt zurückziehen möchte.
Darum sitzen wir am Freitag im Auto in Richtung Waldbröl bei Gummersbach. Die Anfahrt geht schnell und von der Autobahn aus, dauert es nicht lange, dann ist man da. Ein großer Parkplatz an einem Angelteich ist der Startpunkt und wenn man den Weg bei A beginnt, dann läuft man sofort in den Wald. Es geht bergauf und oben angekommen, stehen ein paar Häuschen mit großen Gärten. Der Wind rauscht und ich höre ein Klangwindspiel. Ich liebe dieses „Geräusch“. Es beruhigt mich und passt so wunderbar in diese Landschaft. Was für ein guter Anfang für eine Wanderung.
Übrigens, das A steht für eine der 11 Stationen am Wegesrand. Hier wird man nämlich ganz genau darüber informiert, wie Kobolde, Zwerge, Feen, Elfen, Riesen oder auch der böse Wolf im Wald hausen und zum Teil kann man auch ihren Stimmen lauschen, wenn man an einer kleinen Kurbel dreht. Audiostationen, eine schöne Idee. Nicht nur für Kinder. Ich habe Spaß daran und freue mich, wenn die Fabelwesen durch die Bäume rufen. Gut, dass mich keiner sieht. Bis auf ein paar andere Wanderer, treffen wir niemanden. So hatte ich es mir gewünscht.
Lässt man sich auf den Weg ein und ist man alleine unterwegs, dann kann es schon mal sein, dass man meint, man hätte „irgendetwas“ auf dem Weg in die Tannen huschen sehen. Ganz ehrlich, mir ist es zwei Mal passiert, dass mir meine anscheinend immer noch großartige Fantasie einen Streich spielt. Das Wetter an dem Tag passt auch dazu. Sonnig, windig, einfach schön. Manchmal ziehen ein paar Wolken durch und die Sonne verschwindet für kurze Zeit. Genauso schnell ändert sich die Stimmung im Wald. Fast ein bisschen gruselig oder auch mystisch. Ich warte auf das Einhorn. Bestimmt läuft es uns auch noch über den Weg!
Frida klebt verdächtig an mir und wirft mir immer wieder einen Blick zu. Ich schiebe es aber darauf, dass meine Sorgen sie in den letzten Tagen sicherlich nicht unberührt gelassen haben. Vielleicht macht sie sich auch Gedanken um mich? Vielleicht aber zeigt sie mir nur, dass sie da ist, an meiner Seite. Oder sie bemerkt meine Aufmerksamkeit, geschuldet der Eindrücke, die mich hier in ihren Bann schlagen. Frauchen sieht Gespenster. 😉
Wir wandern bergauf und bergab, durch Wald, Wiesen und über Feldwege. Ich finde es sehr abwechslungsreich. Ein paar Straßen muss man zwischendurch überqueren aber es sind fast alle keine Hauptstraßen. Die Strecke ist toll markiert (Nr. 23), wie alle Bergischen Streifzüge, die wir bis jetzt gelaufen sind. Dieser gefällt mir sehr sehr gut. Schön ist auch, dass immer wieder Wasser den Weg begleitet. Für Hunde im Sommer wunderbar. Diese Strecke eignet sich meiner Meinung nach für jede Jahreszeit. Zwischendurch kann man immer mal wieder eine Pause auf eine der Aussichtsbänke einlegen. Auf halber Strecke steht eine mit Blick auf das ganze Tal. Dort sitzen Frida und ich fast eine gute Stunde in der Sonne und machen eine Brotzeit.
Fast wie eine „Erscheinung”, kommt im letzen Drittel der Baumwipfelpfad Panarbora. Von Weitem höre ich auf einmal Kinderstimmen und Aufregung liegt in der Luft. Dann sehe ich die Stelzen mitten im Wald auf denen der Pfad verläuft. Wow. Panarbora ist ein ganzes Dorf und man kann sich sogar ein Baumhaus mieten um dort ein paar Tage Urlaub zu machen. Diese gehören zu einer Jugendherberge mit Themendorf. Eine tolle Idee. Heute aber, habe ich keine Lust mir das Ganze näher anzuschauen. Es sind Ferien und es ist mir zu laut. Lieber laufen wir weiter und tauchen wieder in den Wald ein.
Ziemlich am Schluss kommt die Infotafel mit dem Einhorn. Abgesehen vom ganzen Einhornhype in den letzen Monaten, bin ich auch ein Fan dieser Tiere. Aber wie sollte es anders sein, wenn man bereits sein Leben lang für Pferde schwärmt. Wer weiß, wo sie sich verstecken. Würde man sie sehen, wären sich sicherlich schon vom Aussterben bedroht. Wir laufen weiter und auch die letzten Meter führen durch den Wald, schlängeln sich um einen Berg und enden dann wieder an dem Fischteich bzw. einem Hotel mit Biergarten. Hier kann man sich im Anschluss stärken. Im Sommer wahrscheinlich sehr überlaufen. Wir lassen die Möglichkeit links liegen und gehen zum Auto.
Schön war es. Innerlich ganz angetan und mit einer Menge Eindrücke im Herzen, begeben wir uns auf die Heimfahrt. Frida ist sofort eingeschlafen in ihrem Körbchen. Ich strecke meine Hand nach ihr aus und fühle ihren Atem. Was für ein kleines Glück, dass wir uns haben. Und nach diesen ganzen Erzählungen von Elfen und Co., fällt es mir nicht schwer, mich für dieses kleine Wunder zu bedanken und das wir noch möglichst viele solcher Wege gemeinsam erkunden dürfen.
Frohe Ostern! ♡
Der Waldmythenweg hat eine Länge von ca. 12,8 km.
Start/Ziel: Vierbuchermühle, 51545 Waldbröl
#dasbergische #bergischestreifzüge