Trainercoaching & Selbstreflexion – Ein Schritt zum besseren Hundetrainer?

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“Was kann ich für dich und deinen Hund tun?!“
Eine Frage, die man sich als Hundetrainer immer wieder von Neuem stellen sollte. Routine macht bekanntlich blind und vor allem wollen wir doch jedes (neue) Mensch-Hund-Team seiner Befähigung und Veranlagung entsprechend beraten und betreuen, oder?

“Ich brauche einen Experten!” “Meine Trainerin muss nur nett zu mir sein.” “Meiner kann meine Gedanken lesen und weiß, was wir brauchen.” “Mein Hund hat Angst vor ihm aber wir gehen trotzdem hin …” “Ich verstehe meistens nicht worum es geht aber alle anderen finden sie toll.” “Ein Trainer, an dem man sich reiben kann!” …

Da fängt es schon an. Was ein jeder unter einem guten oder weniger guten Trainer versteht, ist nicht genormt. Jeder empfindet das anders und es hängt oft von Gefühlen und dem ersten Eindruck bzw. Kennenlernen ab. Unsere innere Haltung, die Einstellung zu neuen Dingen und unsere Werte spielen eine große Rolle. Beim Kunden und auch beim Trainer/Coach.

“Was wünsche ich mir und warum gehe ich irgendwo hin? Welchen Mehrwert hat das Ganze für mich und meinen Hund.“
Dies oder ähnliches, fragt sich unser Kunde aber was ist mit uns? Mit mir als Trainer? Welche Fragen sollte ich mir stellen, zu mir und meiner Arbeit? Was treibt mich eigentlich an und um?

Darüber habe ich mir in letzter Zeit viele Gedanken gemacht. Wer sichert eigentlich ein gewisses Maß an Qualität im Hundetraining bzw. im Umgang mit den Mensch-Hund-Teams? Die Zulassung über die Tierärztekammer? Zertifizierungen von Ausbildungsstätten?

Sicherlich trägt dies einen kleinen Teil dazu bei, dass gewisse Standards eingehalten werden. Mir erschließt es sich nicht besonders und ich meine auch eher die menschliche Seite, die man in dem Falle nicht ausschließen darf. Es ist schließlich ein Face to Face Geschäft in den meisten Fällen.

Was ich damit meine ist, wie kann ich mich selber besser “kontrollieren” bei meiner Arbeit als Trainer oder Coach? Es geht auch um meine Bedürfnisse, meine Sicherheit, meine Komfortzone, meine Gefühle usw.. Der Trainer oder Coach muss auch für sich Sorge tragen da draußen. Da fallen mir zwei Themen ein: Selbstcoaching und Selbstreflexion. Für viele ist das noch ein völlig unbespieltes Feld. Es ist aber wichtig für das eigene Wohlbefinden und auch Weiterkommen in diesem Beruf.

Sich coachen lassen bei einem Coaching/Training. Eine feine Sache!

Das, was ich für meine Teams möchte, wenn ich coache, sollte ich mir selber auch gönnen, ganz bewusst. Heißt, ein anderer schaut über meine Arbeitsweise, meine Kommunikation mit den Kunden, meine Körpersprache usw.. Ich lasse mir wertfrei auf die Finger schauen. Fragen werden gestellt zu Wünschen und Zielen. So kann ich auch mit mir und für mich selber weiterkommen.

Die Antworten kommen im Laufe eines Selbstcoachings von selber. Denn es geht darum, dass ich sie selber finde und mir keine vorgefertigten Lösungsansätze gegeben werden. Neue Impulse geben Raum für Veränderung. Manchmal tut Selbsterkenntnis auch weh. Vielleicht ist das Ganze auch deswegen noch nicht in das Bewusstsein einiger gerückt.

Manchmal kann es schon helfen, einfach den Blickwinkel zu verändern.

Wie ich darauf gekommen bin? Durch ein Gespräch mit einer angehenden Hundetrainerin. Diese erzählte mir, dass sie ein Tagesseminar für Nasenarbeit besucht hatte mit dem eigenen Hund. Das Ganze war wohl eher ein kleiner Reinfall. Wie schade. Meist liegt dieses ungute Gefühl auf beiden Seiten. Unser Gegenüber spürt oft sehr schnell, wenn es nicht richtig läuft. Es ist nur eine große Herausforderung, in dem Moment damit umzugehen, zu handeln und vor allem nicht das Gesicht zu verlieren!

Das kennen Trainer alle. Ein Kunde, der ständig eine Gruppe aufmischt kostet Nerven und ganz viel Fingerspitzengefühl. Wie gut, wenn da jemand ist, der mich an die Hand nimmt und gemeinsam einen Plan mit mir erarbeitet für solche Fälle.

Menschen wünschen sich Begleitung, wenn sie mal nicht weiter kommen.

Leider ist auch das Gegenteil der Fall. Nicht weil der Trainer keine Ahnung hat, sondern weil ihm oft eine Struktur fehlt, zu viel auf einmal möchte oder anbietet. Das fängt mit der Themenbeschreibung an. Ich habe selber schon festgestellt, dass ich mir unter einem Angebot etwas ganz anders vorgestellt habe als beschrieben. Enttäuschung macht sich breit.

Dann ist ein Trainer gefordert, diese Dinge aufzuspüren und die Teilnehmer wieder abzuholen und nicht im Regen stehen zu lassen. Denn nichts ist so wichtig wie gute Eigenwerbung und dass die Menschen einen weiterempfehlen und im besten Falle wiederkommen.

Am Wichtigsten ist für mich aber immer noch die Chemie, das Zwischenmenschliche. Kann dieser Mensch mich mitnehmen und mir einen persönlichen Mehrwert bieten? Passt es oder passt es nicht? Was passiert in unserer Kommunikation und bei den anderen, die dabei sind?

Einen Fahrplan für sich zu entwickeln bringt mehr Sicherheit. Improvisation liegt den wenigsten Menschen und verursacht auf Dauer Stress! Ein guter Fahrplan hilft mir, mich an meine Vorgaben zu halten, nicht ständig neue Kurse zu probieren, mich nicht ständig mit allem aufs Neue beschäftigen zu müssen. Er sorgt für Ruhe, Freizeit und Pausen. Eine gewisse Routine, die in diesem Falle aber gut ist.

Kommen wir zurück zum oben bereits erwähnten Tagesseminar. Es hatte einige Stolpersteine. Wie nun schaffe ich es als Kunde, mich bemerkbar zu machen ohne so eine Seminar zu sprengen? Wichtiger wäre die Frage, warum der Trainer es nicht bemerkt (ich glaube, das ist selten der Fall) bzw. sein Fahrplan nicht zu stimmen scheint. Meist sind es einfache und grundlegende Dinge, die man angehen müsste. Lasst euch einfach mal über die Schulter schauen, wäre mein Tipp. Es geht dabei nicht um Kritik!

Ist es eigentlich so schwierig ein konstruktives Feedback zu erhalten und auch zu geben?

Man möchte niemanden ernsthaft kritisieren, Schwachstellen aufzeigen, den anderen verletzen. Es geht doch aber auch garnicht darum. Sollte es nicht. Aber wenn ich keine Rückmeldung gebe oder erhalte, dann kommt keiner weiter. Warum tun wir uns so schwer damit, auf beiden Seiten?

Ich würde mir für mein Coaching viel öfter Rückmeldungen wünschen von den Teams. Eine ehrliche aber wertschätzende Meinung. Das geht! Konstruktive Kritik heißt nicht zerfleischen, sondern dem anderen eine Chance geben, Dinge zu verändern, darüber nachzudenken, vielleicht auch davon Abstand zu nehmen, sich besser oder anders aufzustellen, seine Herzensthemen zu finden und an seine Mensch-Hund-Teams zu bringen.

Vielleicht ist man sich seiner Sache noch garnicht so sicher, wollte aber nicht abwarten mit dem neuen Angebot. Vielleicht hat man ein Ziel und findet nicht den Weg oder Zugang. Eine Trainingsstunde ist völlig aus dem Ruder gelaufen und man fühlte sich vorgeführt und unfähig adäquat zu reagieren. Vielleicht fange ich aber auch gerade erst an als Trainer und möchte mich einmal wertfrei vorstellen und reflektieren. Es gibt viele Themen und man kann sie in kleinen Schritten angehen.

Was ich für meine Mensch-Hund-Teams bereits in kleinem Rahmen anbiete, möchte ich nun auch auf die Trainerseite bringen. Ich habe große Freude daran Menschen zuzuhören, aufrichtig. Ihnen Zeit zu schenken und ihre positiven Gedanken zu unterstützen und die eher negativen zu wandeln. Ressourcen besser einzusetzen und gute Erfahrungen auf andere Bereiche zu übertragen. Das alles und noch mehr gehört dazu. Gerade für die, die vielleicht noch nicht so sicher sind im Umgang mit anderen Menschen. Trainer, die sich sehr viele Gedanken machen und darin stecken bleiben und nicht weiterkommen, sogar (ver)zweifeln an dem, was sie tun, sich aufgebaut haben.

Wertschätzung und Achtsamkeit liegen mir bei solchen Gesprächen sehr am Herzen. Mein Gegenüber für sich und seine Sache (erneut) zu begeistern ist meine Motivation. In die Öffentlichkeit zu treten, bedeutet oft eine Gratwanderung und ist nicht für jeden ganz einfach. Aber es ist großartig sich dabei selbst ein Stück näher zu kommen und sich selbst besser zu spüren. Es soll Spaß machen da draußen und keine Bauchschmerzen. Auch ich musste diese Dinge lernen.

Während meiner Ausbildung damals, hat mir so ein Angebot sehr gefehlt. Überhaupt war das Thema Außenwirkung und Selbstreflexion ein Fremdwort. Hauptsache, man kann mit Hunden, oder?! Wie irrtümlich dieser Glaube ist und wie hartnäckig er sich bei manchen hält, stelle ich immer wieder verwundert fest.

Hundetraining hat viel mit dem Menschen am anderen Ende der Leine zu tun und wir sollten uns für ihn möglichst gut aufstellen. Denn auch er hat es verdient mit Respekt und Wertschätzung behandelt zu werden. Genauso wie wir.

Was denkt ihr?

Ich würde mich freuen, wenn dieser Beitrag einen Zugang zu vielen Menschen findet. Denn ich bin auf euer Feedback angewiesen um das Ganze auf den Weg zu bringen. Schreibt mir gerne eure Gedanken dazu, Wünsche, Ideen und Vorstellungen. So kann ich noch besser auf jeden eingehen und ihn mitnehmen auf diesen Weg.

Kommentare 4

  1. der weisse hund 21. März 2017

    Liebe Claudia, du weißt, wieviel mir das und deine Meinung bedeutet. Ich hoffe es zumindest … Ich danke dir für deine Gedanken, dein Feedback, deine Kritik und deine wohlwollenden und mich immer wieder heilenden Worte, auch, oder gerade in der letzten Zeit. Du bist ein sehr wichtiger Mensch für mich geworden. Schön, dass du da bist! <3

  2. Claudia Piorek 21. März 2017

    Liebe Nina, ich habe sehr aufmerksam deinen neuen Beitrag gelesen, ihn etwas wirken lassen und möchte Dir nun meine Gedanken dazu schreiben.

    Du weißt aus unseren zahlreichen Gesprächen, das ich schon einige Hundeschulen und auch Trainer in Anspruch genommen habe, und ich denke nicht nur körperlich, ich habe sie auch nervlich teilweise sehr beansprucht, da ich eben nachfrage  und nicht mit der erstbesten Methode einverstanden bin. Nie habe ich mich richtig verstanden gefühlt, häufig gedacht ich müßte mich entschuldigen, ständig erklären, es war immer irgendwie ungemütlich nie richtig rund.

    Bei Dir ist es dahin gehend anders, das Du ohne Zweifel annehmen kannst wenn jemand sagt, NEIN das möchte ich nicht, andererseits aber schon auch sagst was eben für DICH nicht geht. 

    Ich möchte Dir nicht sagen Du hast den perfekten Weg für Dich, das kann ICH  nicht sagen, aber wenn Du sagst so wie Du es Dir denkst / es machst/ Deine Richtung … Wie auch immer ist für Dich richtig, dann kann ich ganz klar sagen, das Oskar und ich gerne mit Dir weiter den Weg gehen.

    Ich finde es unglaublich, das obwohl Du in deinem privaten Kopf ein Durcheinander hast, Du in dem Trainer Kopf total entspannt und beruhigend auf mich und andere wirkst.
     Liebe Grüße Claudia 

  3. der weisse hund 20. März 2017

    Liebe Antonietta, ich freue mich über deinen Kommentar und auch auf eine baldige Umsetzung meiner Idee. Meine Erfahrung sagt mir, dass so etwas viel in Bewegung bringt und man persönlich wachsen kann – wenn man denn möchte. 😉 Falls du Fragen dazu hast, dann melde dich gerne bei mir. Ansonsten wünsche ich dir erst mal gutes Gelingen bei deinem Start ins “Trainerlager”.

  4. Finde ich sehr interessant und vor allen Dingen wichtig! Ich stehe z.B. noch ganz am Anfang und bin mir in vielen Dingen noch unsicher. Aber auch Trainer/innen mit langjährigen Erfahrungen würden von so einem Coaching sehr profitieren! Tolle Idee. Ich hoffe, du kannst es bald umsetzen!

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